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Dienstag, den 24. März 2015 um 15:21 Uhr

Unzureichende Aufklärung über Ebola

Ob Schweinegrippe, SARS oder Ebola, immer wieder sind in den letzten Jahren weltweit Epidemien ausgebrochen. Ausbrüche, die für Schlagzeilen sorgen und das Verhalten von Menschen beeinflussen, selbst wenn diese weit weg vom Krisengebiet leben. Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig haben nun untersucht, wie der aktuelle Ebola-Ausbruch von den Menschen in Niedersachsen wahrgenommen wurde und wie er ihr Verhalten beeinflusst hat.

Wie eine Epidemie weltweit wahrgenommen wird, beeinflusst das Verhalten der Menschen und kann dadurch Auswirkungen für den Verlauf der Epidemie vor Ort haben. „Wenn die Leute Angst haben, sich mit Ebola zu infizieren, könnten sie anfangen, bestimmte Personen zu meiden- beispielsweise afrikanische Mitbürger oder Personen, die von einem Afrika-Aufenthalt zurückkehren“, sagt Prof. Rafael Mikolajczyk, Leiter der Arbeitsgruppe Epidemiologische und statistische Methoden am HZI. „Dies ist nicht nur ein gesellschaftliches Problem, sondern kann auch verstärkt zum Verheimlichen der Erkrankung und damit zu Übertragungen führen.

Er und seine Kollegen haben deshalb in Niedersachsen rund tausend Bürgerinnen und Bürger dazu befragt, was sie über das Virus wissen, wie sie das Risiko einer Erkrankung einschätzen und wie sehr sie sich davon bedroht fühlen. Dabei fanden die Forscher unter anderem heraus, dass fast jeder dritte Befragte tatsächlich Angst vor einer Erkrankung hatte, viele aber trotzdem ihr Verhalten ändern würden, wenn in einem Krankenhaus in ihrer Nähe ein Ebola-Patient aus Afrika behandelt werden würde. Etwa die Hälfte der Befragten wäre darüber hinaus für eine verpflichtende Impfung gegen das Ebola-Virus.

„Während damit zu rechnen war, dass ein Großteil der Befragten sich nicht direkt von Ebola bedroht fühlt, überrascht es uns doch, dass so viele Leute ihr Verhalten ändern würden, wenn ein Erkrankter zur Behandlung im nahegelegenem Krankenhaus eingeflogen wurde“, sagt Nicole Rübsamen, Doktorandin am HZI und Erstautorin der Studie.

„Bei unserer Befragung wussten beispielsweise nur vier Prozent der Teilnehmer, über welche Wege das Virus übertragen wird und über welche nicht“, sagt Mikolajczyk. Ein klarer Hinweis darauf, dass die Bevölkerung zu wenig über die Krankheit weiß. Im schlimmsten Fall kann eine von einer solchen falschen Wahrnehmung verursachte Verhaltensänderung sich auch auf den Verlauf der Epidemie vor Ort auswirken und dort zusätzliche Probleme verursachen“, sagt Rübsamen. „Wenn die Leute zu viel Angst vor der Ansteckung haben, melden sich womöglich weniger Helfer und die Epidemie wird langsamer gestoppt.“

Umso wichtiger ist es laut den Forschern, die Bevölkerung detailliert zu informieren und Fehleinschätzungen bei künftigen Epidemien zu vermeiden. „Eine Panik hilft beim Ausbruch einer Epidemie niemandem weiter und muss unbedingt vermieden werden, da es sonst zu Überreaktionen kommt, die für den Kampf gegen die Krankheit schädlich sind“, sagt Mikolajczyk.


Den Artikel finden Sie unter:

http://www.helmholtz-hzi.de/de/aktuelles/news/ansicht/article/complete/unzureichende_aufklaerung_ueber_ebola/

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (03/2015)


Publikation:
Nicole Rübsamen, Stefanie Castell, Johannes Horn, André Karch, Jördis J. Ott, Heike Raupach-Rosin, Beate Zoch, Gérard Krause, Rafael T. Mikolajczyk
Ebola Risk Perception in Germany, 2014
Emerging Infectious Diseases, 2015,
DOI: 10.3201/eid2106.150013

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