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Donnerstag, den 18. Juli 2013 um 09:08 Uhr

Rind- und Schaffleischproduktion – effizienter und dennoch ressourcenschonend

Weltweit wächst die Nachfrage nach Fleisch, und mit ihr wächst die Sorge um die natürlichen Ressourcen: Weideflächen sind übernutzt, Preise für Futtermittel steigen. Kann die Produktion von Rind- und Schaffleisch mit dem steigenden Bedarf schritthalten, ohne die Umwelt zu sehr zu belasten? Mit dieser Frage setzten sich Experten auf der diesjährigen agri benchmark Beef and Sheep Conference auseinander, die vom 13. - 19. Juni in York (England) stattfand. Agrarökonomen aus 29 Ländern haben sich in dem internationalen agri benchmark-Netzwerk zusammengeschlossen.

Globalisierung – auch in der Rindfleischproduktion
In vielen Teilen der Welt wandeln sich die Bedingungen für die Aufzucht, Haltung und Verwertung von Rindern dramatisch. Die wachsende Nachfrage treibt die Fleischpreise, aber die Preise für Land und Futter steigen ebenso rasch. In Uruguay etwa, wo die Bodenpreise in zehn Jahren um das Siebenfache wuchsen, hat sich die Landnutzung gravierend gewandelt: Die Landpreise werden durch den vermehrten Anbau von Soja, Mais und Weizen getrieben, die Weidehaltung muss in Gebiete ausweichen, die für den Ackerbau nicht geeignet sind. Ähnlich ist es in Argentinien. Fast alle Staaten haben ihre an die Produktion gekoppelten Subventionen zurückgefahren und nur teilweise durch zielgerichtete Zahlungen, wie etwa für Umweltmaßnahmen, ersetzt. Als Folge dieser Entwicklungen ist die Wirtschaftlichkeit der Rindfleisch- und Schafproduktion in den typischen Betrieben, die von agri benchmark analysiert werden, gleich geblieben oder sogar zurückgegangen.

„Andererseits sehen wir, dass sich die Preis- und Kostenniveaus zwischen Europa und dem Rest der Welt in den letzten 10 Jahren immer mehr angeglichen haben“, sagt Claus Deblitz, Agrarökonom am Braunschweiger Thünen-Institut und Koordinator des agri benchmark Beef and Sheep Network. „Etliche Staaten in Asien, Nordafrika und im Mittleren Osten gehören inzwischen zu den Hochpreis- und -kostenländern.“ Das verbessert die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Produktion und verringert den Importdruck in Europa, weil die Exporteure sich zunehmend in die oben genannten Länder orientieren.

Schafe: China hat die meisten
Der australische Experte Peter Weeks zeigte globale Trends in der Schaffleischproduktion auf: „Die Nachfrage nach Schaffleisch wächst kontinuierlich, dementsprechend steigen die Preise. Die Lieferungen können den Bedarf kaum decken. Auf der anderen Seite kommt es vermehrt zu Landnutzungskonflikten, Überweidung von Grünland, Überalterung der Landwirte, Nachwuchsmangel und einem Verfall der Preise bei dem Nebenprodukt Wolle“, so Weeks. Mehr als ein Viertel der Weltproduktion an Schafen entfällt mittlerweile auf China. Die Schafhaltung in dem Riesenland ist in den letzten 10 Jahren enorm gewachsen und äußerst profitabel. Doch es zeigen sich Grenzen: In trockenen Gebieten wie der Inneren Mongolei führen Überweidung und Degradierung von Grünland zu einer geringeren Produktivität. Ähnliches zeigt sich auch in nordafrikanischen Ländern.

Mehr Produktivität – aber wie?
„Die Produktion von Rindern und Schafen konkurriert weltweit mit der anderer Tierarten und der von Pflanzen; sie kann nur gewinnen oder wenigstens Schritt halten, wenn sie effizienter wird“, sagt der Thünen-Experte Claus Deblitz. Die Fachleute des agri benchmark-Netzwerks legen dabei den Fokus auf folgende Punkte: eine erhöhte Produktivität bei der Weidehaltung (Mutterkuhhaltung und Mast) und die Überführung der Tiere von der Weide in Feedlots (=Großmastanlagen) mit getreidebasierter Fütterung für die letzte Mastperiode. Insbesondere in der Schafhaltung sollte die Herdengröße an die Tragfähigkeit des Landes angepasst werden. In trockenen Gebieten lässt sich auf diese Weise sowohl die Leistung der Tiere erhöhen als auch die Produktivität des Landes erhalten.

Carol Davis, Wissenschaftlerin der English Beef and Lamb Executive (EBLEX), stellte während der Tagung fest, dass auch das Abschmelzen der Produktivitätsunterschiede zwischen den besten und schlechtesten 30 % der Marktteilnehmer ein immenses Potenzial eröffne, selbst in agrarisch gut entwickelten Staaten. In Neuseeland zum Beispiel wird heute 80 % mehr Gewicht je Mutterschaf erzeugt als noch vor 20 Jahren. Eine höhere der Anzahl von Lämmern je Mutterschaf und das höhere Schlachtgewicht der Verkaufsprodukte machten diese Entwicklung möglich. Die Konferenzteilnehmer waren sich allerdings einig: Dieses Potenzial auszuschöpfen ist keine Frage von Technologie und Forschung allein. Die Erzeuger müssen Zugang zu Aus- und Weiterbildung erhalten. agri benchmark wird sich dafür künftig im Rahmen der von der FAO koordinierten Initiative ‚Global Agenda of Action‘ stark machen.


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Quelle: Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei (07/2010)

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