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Montag, den 01. Oktober 2012 um 07:17 Uhr

Explosivem Weltkriegserbe auf der Spur

Bombenblindgänger stellen auch Jahrzehnte nach Kriegsende in Deutschland ein ernstes Problem dar. LMU-Wissenschaftler entwickelten nun eine neue Methode, um Risikozonen anhand von Luftbildern möglichst sicher einzugrenzen.

Bombenblindgänger werden häufig im Zuge von Bauarbeiten gefunden. Meist müssen dann Wohngebiete evakuiert und Straßen und Bahnlinien gesperrt werden, damit mit der Räumung begonnen werden kann. Immer wieder kommt es im Zusammenhang mit Blindgängern auch zu schweren Unfällen. Deshalb ist es wichtig, Risikozonen, in denen Blindgänger zu vermuten sind, bereits vor Beginn der Bauarbeiten systematisch abzusuchen.

Auf der Basis von Luftbildern, die von den Alliierten während des Krieges aufgenommen wurden, haben LMU-Wissenschaftler nun ein neues Verfahren entwickelt, mit dem die abzusuchenden Gebiete so eingegrenzt werden können, dass sie einerseits möglichst klein sind, andererseits aber einen möglichst großen Teil der Blindgänger enthalten. „Eine Suche nach Blindgängern verursacht hohe Kosten, so dass man sich möglichst auf ausgewählte Gebiete beschränken muss“, sagt der LMU-Statistiker Professor Helmut Küchenhoff, der die Studie leitete.

Die identifizierten Risikozonen sind ein wichtiges Hilfsmittel zur Bewertung und Ausweisung von Bereichen, in denen eine detaillierte Blindgängersuche durchgeführt wird. Neben der Auswertung der Luftbilder bezieht das Verfahren auch die Luftangriffschronik und andere Archivalien ein.

Risikozonen exakter definiert

Als Basis dienten den Wissenschaftlern Punktmuster von Bombentrichtern, die durch die Auswertung der Luftbilder gewonnen werden konnten. Die Qualität dieser Datengrundlage ist für die erfolgreiche Bestimmung von Risikozonen sehr wichtig. Traditionell werden Risikozonen für Blindgänger definiert, indem um alle Bombentrichter Kreise gezogen und die Gebiete innerhalb dieser Kreise abgesucht werden. Der Kreisradius wird dabei durch Experten bestimmt. Im Unterschied dazu berücksichtigten die Münchener Forscher bestimmte Charakteristika der Verteilung der Bombentrichter im jeweiligen Punktmuster, um die Risikozone mit rechnerischen Methoden zu bestimmen.

„Aus Karten mit den Positionen der Bombentrichter können wir nun Lage und Größe der Risikozonen ermitteln und kartographisch darstellen“, sagt Monia Mahling, die Erstautorin der Studie. Ein entscheidender Vorteil ist zudem, dass mit der neuen Methode erstmals auch ein Restrisiko bestimmt werden kann, das heißt das Modell liefert die Wahrscheinlichkeit, mit der Blindgänger außerhalb der festgelegten Risikozone liegen. Somit kann das Verfahren die Risikoabschätzung deutlich verbessern. „Unsere Methode könnte aber auch in anderen Fällen verwendet werden, bei denen punktuelle Ereignisse vorliegen, etwa bei der Analyse von Meldedaten bei Infektionskrankheiten“, so Küchenhoff.

Das Forschungsprojekt wurde in Zusammenarbeit mit der Oberfinanzdirektion Niedersachsen durchgeführt, die auch die Daten zur Verfügung stellte.


Den Artikel finden Sie unter:

http://www.uni-muenchen.de/forschung/news/2012/f-m-52-12.html

Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München  (09/2012)

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