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Donnerstag, den 05. April 2012 um 06:47 Uhr

Neuer Prognosefaktor für Brustkrebs entdeckt

Wissenschaftler um PD Dr. Marcus Schmidt von der Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten der Universitätsmedizin Mainz und Univ.-Prof. Dr. Jan G. Hengstler vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der Technischen Universität (TU) Dortmund haben erstmals gezeigt, dass Immunglobulin Kappa C (IGKC), ein integraler Bestandteil des Immunsystems, mit einer deutlich verbesserten Prognose bei Brustkrebs und mit einer erhöhten Empfindlichkeit auf eine Chemotherapie assoziiert ist. Der günstige Effekt fand sich auch bei Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs und Lungenkarzinomen. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Clinical Cancer Research veröffentlicht.

Obwohl die zentrale Rolle des Immunsystems für die Prognose von Tumorerkrankungen generell akzeptiert ist, wurde bisher kein einzelner Bestandteil des Immunsystems als zuverlässiger Marker identifiziert. In früheren Arbeiten konnte die Mainzer Arbeitsgruppe bereits zeigen, dass Gene bestimmter Zellen des Immunsystems - v.a. B-Zellen und T-Zellen - einen Einfluss auf die Prognose von Brustkrebs haben. Dies gelang mithilfe sog. Genexpressionsanalysen. Dabei kann eine Vielzahl von Genen im Hinblick auf ihre Aktivität im Tumorgewebe identifiziert und charakterisiert werden. "Um die klinische Anwendbarkeit zu verbessern, haben wir uns gefragt, ob der Einfluss dieser ganzen Gruppe von Genen der B-Zellen sich nicht auf ein einziges Gen - und damit auf einen einzigen Marker - zurückführen lässt", erläutert PD Dr. Marcus Schmidt, Oberarzt und Leiter der Konservativen und Translationalen Gynäkologischen Onkologie an der Frauenklinik der Universitätsmedizin Mainz. "Dabei stießen wir auf Immunglobulin Kappa C, das eine vergleichbare Aussagekraft hat wie die gesamte Gruppe von Genen, die wir in unserer früheren Arbeit identifiziert hatten."

Für die genetischen Untersuchungen analysierten die Wissenschaftler Gewebematerial von 1810 Brustkrebspatientinnen sowie 1056 Patienten mit Lungenkarzinom, 513 Darmkrebspatienten und 426 Patientinnen mit Eierstockkrebs. Mit Ausnahme des Eierstockkrebses war IGKC in allen anderen untersuchten Krebsarten eindeutig mit einer deutlich verbesserten Prognose - definiert durch ein selteneres Auftreten von Fernmetastasen - und einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber einer Chemotherapie assoziiert. "Die Frage des Ansprechens auf eine Chemotherapie wurde bei Brustkrebspatientinnen untersucht, die präoperativ mit einer bestimmten Chemotherapie behandelt wurden", so Schmidt. "Hier konnten wir eindeutig zeigen, dass sich Tumore mit einem hohen Anteil von IGKC durch die Chemotherapie stärker verkleinerten als die Tumore mit einem geringen Anteil von IGKC."

"Darauf aufbauend konnten wir zeigen, dass der prognostisch günstige Einfluss von IGKC auf das Mammakarzinom nicht nur auf Genexpressionsebene, sondern auch auf Proteinebene gleichermaßen besteht - hierzu haben wir das Gewebe von 330 Brustkrebspatientinnen analysiert - und dass IGKC von körpereigenen Plasmazellen gebildet wird, die in die Tumoren infiltrieren", so Schmidt.

Diese Arbeit hat weitreichende Bedeutung, darüber sind sich die Autoren einig. Zum einen kann der neu beschriebene Marker IGKC als Prognosefaktor in der Routinediagnostik zur verbesserten Charakterisierung von bösartigen Tumoren eingesetzt werden. Zum anderen unterstützt der schützende Effekt dieser natürlich vorkommenden Immunreaktion das Konzept einer Immuntherapie passiv mit Antikörpern oder aktiv als Impfung gegen Krebs als Fernziel.


Den Artikel finden Sie unter:

http://www.uni-mainz.de/presse/51043.php

Quelle: Johannes Gutenberg-Universität Mainz (03/2012)

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