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Freitag, den 20. April 2018 um 10:07 Uhr

Die Dolomiten enthüllen die Geheimnisse rund um die Entstehung der Dinosaurier

Dinosaurier sind in unserer Vorstellung die großen Herrscher der Vergangenheit. Aber wie und wann wurden sie dazu? Eine neue Studie unter der Leitung von Massimo Bernardi, Forscher des MUSE - Museum für Wissenschaft in Trient (Italien) und Piero Gianolla der Universität Ferrara zeigt, dass die erste Diversifizierung der Dinosaurier nach einer tiefgreifenden Krise des globalen Ökosystems aufgetreten ist, welche durch einen raschen Klimawandel hervorgerufen wurde. Die in den Dolomiten aufgefundenen Fossilien spielen eine entscheidende Rolle beim Verständnis der Evolution dieser großen Reptilien. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift "Nature Communications" veröffentlicht.

Im letzten Jahrzehnt haben neue Entdeckungen die Debatte über die Herkunft der bekanntesten Gruppe der Reptilien aus der Vergangenheit angeregt: wie und wann wurde aus den Dinosauriern – eine von vielen Gruppen kleiner Reptilien – das am häufig vorkommende Wesen der terrestrischen Ökosysteme der Erde?
Eine neue, vom MUSE koordinierte Studie analysierte fossile Reste in den Dolomiten – UNESCO Weltnaturerbe – verglich sie mit jenen aus Argentinien und Brasilien und konnte somit beweisen, dass die erste Diversifizierung der Dinosaurier nach einer tiefgreifenden ökosystemischen Krise aufgetreten ist, die durch eine Phase rascher globaler Erwärmung verursacht wurde.
Eine radikale und noch immer wenig verstandene Veränderung, genannt 'Carnian Pluvial Episode', die vor etwa 232 Millionen Jahren während der Trias stattfand. "Eine Phase des Aussterbens und gleichzeitig rapider Diversifizierung, die sich auch als neues Massensterben herausstellt", erklärt Massimo Bernardi des MUSE, Erstautor der Studie. „In dieser Forschung beweisen wir, dass Dinosaurier, die bis zu dieser Krise wenig und nur punktuell verteilt waren, bald danach in den meisten Teilen der Erde, von Südamerika über Europa bis nach Australien, weit und zahlreich verbreitet waren.“

Bei der Formulierung dieser Hypothese spielten die Fossilien, die in den Dolomiten – in den Regionen Trentino-Südtirol, Venetien und Friaul – gefunden wurden, eine entscheidende Rolle; dank der Genauigkeit ihrer Datierung, war es möglich, die Geschichte der Verbreitung der Dinosaurier kurz nach Ihrer Entstehung zu rekonstruieren und nachvollziehen.
Die ersten, in den späten 80er Jahren in den Dolomiten gefundenen Fußabdrücke der Dinosaurier stellten eine Revolution für das Verständnis der Lebensräume, aus denen später die italienische Halbinsel entstand, dar. Aus diesen Studien entwickelte sich eine Forschungslinie, die es ermöglichte in den Dolomiten und im gesamten Bereich der Südalpen Reptilienabdrücke zu ermitteln, die mit weitaus größerer Genauigkeit datiert wurden als jenen, die in anderen Teilen der Welt gefunden wurden.

"Nirgendwo sonst auf der Welt ist die Krise des Karnium so gut dokumentiert wie in den Dolomiten“, fügt Piero Gianolla von der Universität Ferrara hinzu. "Diese Studie hat es uns ermöglicht die Auswirkungen der Klimakrise auf die verschiedenen Lebensräume und Ökosysteme detailliert zu rekonstruieren. Darüber hinaus haben uns diese Datierungen gezeigt, dass die Phase der Diversifizierung der Dinosaurier weltweit zeitgleich vor sich gegangen ist, ebenso wie die Entstehung von Feuchtgebieten dort wo es zuvor Trockengebiete gab.
Der Klimawandel vor 232 Millionen Jahren, der durch große Mengen Kohlendioxid und andere Treibhausgase in der Atmosphäre verursacht wurde, ist buchstäblich in den Felsen der Dolomiten eingeprägt und ist somit ein eindeutiges Zeichen in der Landschaft.“

Die Entdeckung der Verbindung zwischen der ersten Diversifizierung der Dinosaurier und dem 'Carnian Event' ist unerwartet und revolutionär. Dieses dramatische Ereignis ebnete nicht nur den Weg für die Ära der Dinosaurier, sondern auch für die Diversifizierung vieler anderer Gruppen, so wie Eidechsen, Krokodile, Schildkröten und Säugetiere – wichtige Landtiere in heutigen Ökosystemen.

Aus dieser Studie geht so eine neue Übersicht über die Evolution der berühmtesten Reptilien der Vergangenheit hervor. "Die Dinosaurier stammen aus einer Zeit unmittelbar nach dem größten Massensterben der Geschichte vor 252 Millionen, sie diversifizieren sich nach der Karnischen Krise (Carnian Pluvial Episode), sie wurden aber erst später, vor ungefähr 200 Millionen Jahren als ihre wichtigsten Konkurrenten, die Crurotarsi, ausstarben, dominant gegenüber den restlichen Landtieren.
Vor 66 Millionen Jahren schließlich weichten sogar die Dinosaurier als Folge der Umwälzungen, die durch den Einschlag eines Meteoriten verursacht wurden. Die Dinosaurier werden so zum Sinnbild dafür, dass nicht nur der Wettstreit mit anderen Lebewesen über Erfolg oder Niederlage entscheidet, sondern vor allem auch die Interaktion mit der Umwelt und ihren – zuweilen unvermittelten – Veränderungen", schlussfolgert Massimo Bernardi.


Den Artikel finden Sie unter:

https://idw-online.de/de/news692811

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft e. V. / MUSE Museo delle Scienze (04/2018)


Publikation:
Massimo Bernardi, Piero Gianolla, Fabio M. Petti, Paolo Mietto und Michael J. Benton. Dinosaur diversification linked with the Carnian Pluvial Episode. Nature communications DOI: 10.1038/s41467-018-03996-1. http://www.nature.com/ncomms

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