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Montag, den 21. Dezember 2015 um 10:55 Uhr

Ungewöhnliche Flirtstrategie bei Grillen entdeckt

Der Neuroethologe Dr. Stefan Schöneich von der Universität Leipzig hat gemeinsam mit Kollegen aus den USA, Frankreich und Großbritannien das akustische Kommunikationsverhalten zur Partnerfindung bei Grillen untersucht: Bei verschiedenen Grillenarten aus Südostasien und Neukaledonien, die alle zur Unterfamilie Eneopterinae gehören, fand das internationale Team eine neue und überraschende Kommunikationsstrategie, die auf sehr ungewöhnlichem evolutionären Weg entstanden zu sein scheint. Ihre neuen Erkenntnisse haben die Wissenschaftler kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift "Current Biology" veröffentlicht.

"Typisch für Feldgrillen ist, dass die Männchen mit ihren abendlichen Zirpkonzerten versuchen, potenzielle Partnerinnen auf sich aufmerksam zu machen. Die Weibchen fühlen sich von den relativ tiefen Tönen des männlichen Lockgesangs angezogen und suchen dann den für sie attraktivsten Sänger zur Paarung auf. Hochfrequente Töne ab 10 Kilohertz lösen jedoch einen Schreckreflex bei den Tieren aus, da dies bedeutet, dass die Grille möglicherweise von der Ultraschall-Echoortung einer hungrigen Fledermaus erfasst wurde", erklärt Schöneich.

In der Unterfamilie Eneopterinae jedoch begannen vor einigen Millionen Jahren die Grillenmännchen, dies für ihren Vorteil auszunutzen. Anstatt zu warten, bis sich eine paarungsbereite Partnerin nähert, entwickelten sie die Strategie, durch zunehmend hochfrequentes Zirpen die Weibchen zu erschrecken. Durch das Zusammenzucken bei der Schreckreaktion entsteht ein kurzes Vibrationssignal, das den Männchen den Aufenthaltsort der Weibchen signalisiert. Im Laufe der weiteren Evolution haben diese Insekten daraus dann wieder eine echte Kommunikation entwickelt, von der beide Geschlechter profitieren: Die Weibchen haben die ursprüngliche Schreckreaktion verloren und antworten jetzt - gezielt an das Männchen ihrer Wahl adressiert - mit einer Vibration, um ihre Position mitzuteilen. "Das ist evolutionär sehr ungewöhnlich, dass ein ursprünglich aversives Signal nun zur Partnerfindung genutzt wird", sagt der Biologe, der seit Jahren die neuronalen Grundlagen des akustischen Verhalten von Insekten erforscht.

Bei diesem Projekt arbeitete er eng zusammen mit Dr. Hannah ter Hofstede vom Dartmouth College (USA), Dr. Tony Robillard vom französischen Naturkundemuseum in Paris und Dr. Berthold Hedwig von der Universität Cambridge (Großbritannien). Schöneich hat bei dieser Forschungskooperation die neurobiologischen Analysen vorgenommen.


Den Artikel finden Sie unter:

http://www.zv.uni-leipzig.de/service/kommunikation/medienredaktion/nachrichten.html?ifab_modus=detail&ifab_uid=23d2e1578520151221105521&ifab_id=6399

Quelle: Universität Leipzig (12/2015)


Publikation:
"Evolution of a Communication System by Sensory Exploitation of Startle Behavior"
Doi: 10.1016/j.cub.2015.10.064  http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960982215013585

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