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Freitag, den 13. März 2020 um 05:48 Uhr

Neue Erkenntnis zur Entstehung des Lebens: Wasserstoff als Treibstoff und Kohlendioxid als Baustein

 Für Wildtiere können Städte sowohl neue Chancen als auch Bedrohungen darstellen. Manche Arten kommen in diesem neuartigen Lebensraum besser zurecht als andere. Ob die Nutzung oder Nichtnutzung solcher neuartiger Lebensräume auch innerhalb einer Art unterschiedlich ausfällt, erkundeten Forscherinnen und Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und des Luxemburgischen Nationalmuseums für Naturgeschichte (NMNH). Sie analysierten das genetische Material von Rotfüchsen (Vulpes vulpes), die in Berlin und seiner Umgebung leben.

Sie identifizierten „städtische“ und „ländliche“ Fuchspopulationen und zeigten, dass physische Barrieren wie Flüsse oder Bauwerke den Austausch zwischen diesen Populationen behindern, aber auch Unterschiede in der menschlichen Aktivität in diesen Landschaften eine große Rolle spielen. Stadtfüchse sind weniger empfindlich gegenüber menschlicher Aktivität, wenngleich auch sie den Abstand zum Menschen halten und sich daher bevorzugt entlang großer Bahn- und Straßentrassen bewegen. Die Studie wurde in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Molecular Ecology“ veröffentlicht.

Der Rotfuchs ist ein ökologisch hochmobiler und opportunistischer Allesfresser, der sehr erfolgreich in sehr unterschiedlichen und dynamischen Lebensräumen existieren kann, von der Halbwüste bis zur Stadt. Städte sind ein neuartiger aber potentiell attraktiver Lebensraum für Rotfüchse, da sie ein breites Spektrum von Nahrung bieten und Fressfeinde und Nahrungskonkurrenten rar sind. Rotfüchse wurden erstmals in den 1950er Jahren in Berlin beobachtet, spätestens zu Beginn der 1990er Jahren waren sie über die ganze Stadt verteilt. Am Beispiel von Berlin und des benachbarten ländlichen Brandenburgs analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die genetische Struktur der Populationen, die in der Stadt und den angrenzenden ländlichen Gebieten leben. Dazu nutzten sie Proben, die von mehr als 370 Rotfüchsen in beiden Gebieten gesammelt wurden. Sie identifizierten zwei genetisch unterschiedliche Populationen, die sich weitgehend mit den Gebieten des städtischen Ballungsraums und des angrenzenden ländlichen Raums decken.

Das Forschungsteam untersuchte daraufhin die Faktoren, die den genetischen Austausch zwischen beiden Populationen begrenzen. Es wurde schon seit längerer Zeit vermutet, dass landschaftliche Barrieren wie Flüsse und Gewässer Austausch zwischen Populationen begrenzen. Das war auch hier der Fall, reichte aber nicht aus, um genetische Unterschiede und die Populationsstruktur aufrecht zu erhalten. „Die Grenze zwischen städtischen und ländlichen Gebieten stellte sich als Schlüsselfaktor heraus“, erklärt Sophia Kimmig, Hauptautorin der Studie. „Hier gibt es nur wenige physische Barrieren. Entlang dieser Linie steigen allerdings menschliche Aktivität und Dichte des Hausbestandes sprunghaft an.“ Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass „Verhaltensbarrieren“ ebenso wichtig sind: die städtischen Berliner Füchse sind menschlichen Aktivitäten gegenüber sehr viel toleranter als Landfüchse und befinden sich deshalb aus Fuchsperspektive auf einer „städtischen Insel“. Stadt-Füchse sind mutiger als ihre Verwandten vom Land, welche eine geringere Toleranz gegenüber menschlichen Aktivitäten zeigen und wohl deshalb ungern die „Grenze“ zur Stadt überqueren. Obwohl die Berliner Füchse mit menschlichen Aktivitäten („Stadtleben“) besser zurechtkommen als die Landfüchse, ziehen sie dennoch Gebiete mit wenig Fußgängeraktivität vor. Daher nutzen sie oft risikoreiche Autobahntrassen und Eisenbahnlinien anstelle potenziell sicherer, aber belebterer öffentlicher Wege, um sich innerhalb der Stadt auszubreiten.

Die Menschen haben seit jeher Füchse gejagt. Auch heute noch ist die Fuchsjagd in vielen Ländern eine legale Aktivität. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler argumentieren, dass diese einen ausreichenden Selektionsdruck auf Füchse ausübt, um Menschen gegenüber vorsichtig zu sein. Dadurch wurde ein Verhalten gefördert, den direkten Kontakt zu Menschen sowie Orte mit hoher menschlicher Aktivität zu meiden. Ein solches Risikomanagement kann erklären, warum sich Land-Füchse nur selten über die Grenze zwischen Land und Stadt wagen und warum städtische Füchse sich dafür entschieden haben, sich dem tatsächlichen Risiko eines Zug- oder Autounfalls auszusetzen und Orte erhöhter menschlicher Aktivität zu meiden.


Den Artikel finden Sie unter:

https://www.kofo.mpg.de/de/aktuelles/news/pd-dr-harun-tueysuez-und-sein-forschungsteam-veroeffentlichen-neue-erkenntnisse-zu-fruehesten-biochemischen-prozessen-bei

Quelle: Max-Planck-Institut für Kohlenforschung (03/2020)


Publikation:
DOI: 10.1038/s41559-020-1125-6

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