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Mittwoch, den 21. November 2018 um 14:50 Uhr

Kosmische Schlange

Das VISIR-Instrument des VLT der ESO hat dieses atemberaubende Bild eines neu entdeckten, massereichen Dreifachsternsystems aufgenommen. Nach der altägyptischen Gottheit Apep benannt, ist dies vielleicht die erste Entdeckung eines Vorläufers eines Gammastrahlenausbruchs.

Dieser schlangenartige Wirbel, der vom VISIR-Instrument am Very Large Telescope (VLT) der ESO erfasst wurde, hat eine explosive Zukunft vor sich; es ist ein Wolf-Rayet-Sternsystem und eine wahrscheinliche Quelle für eines der energetischsten Phänomene im Universum – einen lang anhaltenden Gammastrahlenausbruch (englisch: Gamma Ray Burst, kurz GRB).

„Es handelt sich um das erste derartige Objekt, das in unserer eigenen Galaxie entdeckt wurde“, erklärt Joseph Callingham vom Netherlands Institute for Radio Astronomy (ASTRON) und Erstautor der Studie über dieses Phänomen. „Wir hätten nie erwartet, dass wir ein solches System in unserem eigenen Garten finden würden“ [1].

Es besteht aus einem Komplex massereicher Sterne, die von einem „Windrad“ aus Staub umgeben sind. Offiziell ist das System nur unter sperrigen Katalognummern wie 2XMM J160050.7-514245 bekannt. Die Astronomen entschieden sich jedoch, diesem faszinierenden Objekt einen eingängigeren Namen zu geben – „Apep“, auch bekannt als „Apophis“.

Apep erhielt seinen Beinamen wegen seiner gewundenen Form, die an eine Schlange erinnert, die sich um die zentralen Sterne windet. Sein Namensgeber war eine altägyptische Gottheit, eine gewaltige Schlange, die das Chaos verkörpert – passend für ein so mächtiges System. Es wurde angenommen, dass Ra, der Sonnengott, jede Nacht mit Apep kämpfen würde; Gebet und Verehrung sicherten Ras Sieg und die Rückkehr der Sonne.

GRBs gehören zu den mächtigsten Explosionen im Universum. Sie dauern zwischen einigen Tausendstelsekunden und einigen Stunden und können so viel Energie freisetzen, wie die Sonne über ihre gesamte Lebensdauer produzieren wird. Langlebige GRBs – solche, die länger als 2 Sekunden anhalten – werden vermutlich durch die Supernova-Explosionen von schnell rotierenden Wolf-Rayet-Sternen verursacht.

Einige der massereichsten Sterne entwickeln sich gegen Ende ihres Lebens zu Wolf-Rayet-Sternen. Diese Phase ist kurzlebig, und Wolf-Rayets überleben in diesem Zustand nur wenige hunderttausend Jahre – kosmologisch gesehen ein Augenzwinkern. In dieser Zeit werfen sie riesige Mengen an Material in Form eines starken Sternwindes ab, der die Materie mit Millionen von Kilometern pro Stunde nach außen schleudert; die Sternwinde von Apep wurden auf erstaunliche 12 Millionen km/h gemessen.

Diese Sternwinde haben die komplexen Schwaden um das Dreifachsternsystem herum geschaffen, das aus einem Doppelsternsystem und einem begleitenden Einzelstern besteht, die durch die Schwerkraft miteinander verbunden sind. Obwohl nur zwei sternförmige Objekte im Bild sichtbar sind, ist die untere Quelle tatsächlich ein unaufgelöster doppelter Wolf-Rayet-Stern. Dieser Doppelstern ist verantwortlich für die Gestalt der schlangenartigen Wirbel um Apep, die sich im Gefolge der kollidierenden Sternwinde der beiden Wolf-Rayet-Sterne bilden.

Im Vergleich zu der außergewöhnlichen Geschwindigkeit der Winde von Apep wirbelt das Windrad selbst in gemächlichem Tempo nach außen und „kriecht“ mit weniger als 2 Millionen km/h dahin. Die ungeheure Diskrepanz zwischen der Geschwindigkeit der schnellen Sternwinde von Apep und der des gemächlichen Windrades aus Staub wird damit begründet, dass einer der Sterne im Binärsystem sowohl einen schnellen als auch einen langsamen Wind auslöst, die jeweils in verschiedene Richtungen verlaufen.

Dies würde bedeuten, dass sich der Stern in einer nahezu kritischen Rotation befindet, d.h. sich so schnell dreht, dass er sich fast selbst auseinanderreißt. Es wird angenommen, dass ein Wolf-Rayet-Stern mit einer solch schnellen Rotation einen langlebigen GRB erzeugt, wenn sein Kern am Ende seiner Lebensdauer zusammenbricht.


Den Artikel finden Sie unter:

https://www.eso.org/public/germany/news/eso1838/

Quelle:  Max-Planck-Institut für Astronomie (11/2018)

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